Maiwind

geht umher läßt sich fallen

wogt auf den Köpfen des Korns

drückt sie vergnügt nieder zieht sie

empor trocknet sie neidet ihnen die Farbe

zehn Kilometer darüber

Kriegsgerät

das hilft und zerstört

am Boden das Feld im Wind Halme

neigen heben sich bei erstbester Gelegenheit

eh nicht alle durcheinander reden

ihr Grannen

aprilwindwald

auf mich zu eilende sonnenflecken überqueren

meine schuhe und fort – schon drängen sich die wipfel

hinter mir zusammen und ist der wind längst weitergezogen

fliehen die zweige voreinander als wäre ein mißgeschick passiert

in den stämmen nun behäbiges ächzen die biegung zurücknehmend

– stille – bis bei schwächerem wehen noch zittrig zaudernde tannenmeisen

zartesten laut geben

Regen am heiligen Abend

schlug ans Doppelglasfenster mit

vernarbten Fingerspitzen klopfte er

heilig heilsam an die Scheiben wusch

sie dabei wusch den kleinäugigen

Ruß der Autoabgase ab jenen der Öfen

den ferner Vulkanausbrüche – heiliger

schwerer Regen versprach vorbei an

frechen heiligen Gräsern bis

an die Wurzeln der Bäume zu dringen!

Und die Feuerwehr patroullierte über

ihre Außenlautsprecher Weihnachtslieder

voller Glöckchen jagend

neuzeitliche Beats dazu – ja

heilige Wasser rannen heilsam froh

nach Norden weisende Stadtfenster

traurige staubige hinab in Kästen

vertrocknete graue Blumen

schliefen weiter

Lob der frühen Dunkelheit

Gnade im November die 16 Uhr Dämmerung

komm zur Ruhe fleißige Kreatur schließe deine

Tür die Fenster und die Augen prüfe sitzend

den Besitz

Wie beleuchtete noch der Juli all die unzähligen

hervorspringenden Möglichkeiten hell gleißend

in die Nacht hinein wie vor diesem Wust Leben

wählen was noch zu tun sei, wie Luftholen?

Zeitig finster fragst dich zitternd ob jemand

anrufen wird oder hoffst daß niemand stört

oder erst zur abgemachten Stunde

Alle Angst vorm zuwenig besiegt Latschen

und Stubenhose loben jedes Nichtstun

Längst umstellte der Herbst dein Haus

hinter durchtrennten durchsichtigen

Wolkentüchern zieht der bleiche Mond

um bald ohnmächtig in die Wälder

zu fallen

manche väter

stehen dann schlaflos
im quietschendem morast gelehnt
an ein rostiges rohr die augen schmerzen
jemand mit versinkendem blick will mit
dir anstoßen du würdest jemandem dermaßen
ähneln du hast für eine woche lang dein
kind verlassen nun das schlechte gewissen
die gewißheit falsch zu handeln immer
wieder fortgezogen werden sich fortziehen
zu lassen flucht zu kindes nachteil
nachts draussen in der welt die von
nichts weiß auch mal fragt… nachts
nicht durchs dürre dreieck vom flurlicht
gehen nicht nach ihm sehen die
beiseite gestrampelte decke
nicht erneut überstreifen

nun eine woche lang ebenso wichtige
dinge tun glaubst du selber nicht

Sommer ohne Masken

Sommer ohne Verschwörung ohne Ablästern ohne Bankenskandal

ohne Ablösesumme

Sommer der Gelassenheit des Zuhörens des Aufblühens der

Hitze wir sehen wieder Münder

Sommer der Langsamkeit in der dennoch alles geschafft wird ein

Schwein grillen draussen sitzen

Rückkehr zum Wohlstand zur Bequemlichkeit sechshundert

Meter mit dem Auto zum Friedhof

Am Grab reine Trauer ohne Maske Spechtklopfen Blaumeisen im Gebüsch

Wind jeden Tag schützender Nebel
selten

Fescher Trash

Verweichlichte Jugend harte Jungs

Weicher Lockdown harter

Reiche Eltern soziales Netz

Weichkäse Hartkäse Schimmel

Ehrliches Schweigen falscher Rat

Leiser Zuschauer robustes Mandat

Blauer Pullover stinkendes Ornat

Verbieten verhandeln verlieren

Weiche Wasser splitterndes Eis

Wortspiel schlimmer Scheiß

Sanfter Boomer harter Greis

Ich ahne was ich weiß

Einst wußte

Weiches Wollen hartes Muss

Bunter Apfel taube Nuß

N‘Tritt vom Leben vom Tod nen Kuß

Raus aus dem Regen drinnen Kaffee

Mit Schuß – anstatt Hegel: Segel

November

erster der vier dunklen Brüder
du November senkst das Augenlid
erst der Februar wird es wieder
heben

ihr vier dunklen füllt die Zisternen
legt Flüsse an aller Bäume Wurzeln

du schiebst bereits am Nachmittag
die Lore in den Schacht dann heulen
in morschen Balken alte Sagen

die langen Abende helfen all meinen
Besitz zu zählen anzusehen wieder zu
finden zu fühlen wie verdientes Glück

wie eine Decke am Flußufer wie
lauer nachlassender Wind
bleiben Schilfgras und Sperberflug

Regenwunsch

ich schließe am Abend Neun Uhr alle Türen stelle die Schuhe

in den Flur es beginnt erst mit leichtem Niesel bald aber

schwere Tropfen die windlos lotrecht hinab zur Erde

fallen auf Gebüschdornen landen sich zerteilen auf

Grashalmen oder traurigen Rasenstücken zerplatzen

auf Laubblättern Kiefernnadeln geschlossenen Blüten

am Abend Zehn Uhr regnet es noch immer schon Elf Uhr

sind die Wurzeln von Rasen und Gras bereit Wasser abzugeben

weiterzureichen also rinnen erste Ströme eilig Maulwurfs- und

Mäusegänge hinab

es regnet Mitternacht und auch noch Ein Uhr im Erdreich sind

nun die oberen Regionen der Baumwurzeln feucht umhüllt

dicht an der Wurzelhaut auch in Regenwurmgängen tropft es

Regen nachts Drei Uhr nachts um Vier Uhr Rascheln im

angekippten Fenster Tropfenfallen Rauschen klimperndes

Regenblech nun hebt das Grundwasser hunderte Handmulden

empor sieht dem Auffüllen zu kippt die Mulden aus dreht sie

zurück füllt sie erneut kippt sie aus dreht sie zurück

füllt neu träumt von früherer Durchfeuchtung und endlich

wirft sich der gesamte Himmel auf die Erde jeden Durst

zu beenden starr Hoffende zu belohnen aufzuweichen

Unkraut sprießt am Gassenrand es regnet bis Sechs Uhr

bis Sieben nun hebt Morgenlicht den Himmel an…

(Regen setzt am Abend erneut ein wieder um Neun)