„Die Fridays haben Smartphones!“

„Diese Fridays for Future-Kinder haben Smartphones und beim Googlen verbrauchen die ooch Strom und das wissen die gar nicht!“

Sollte man auf so etwas antworten? Die „Ängste“ des Gegenübers ernst nehmen? In Counterspeach gehen? D‘accord gehen? Ihm auf die Senkel oder viral gehen? Oder das einzig sinnvolle tun: Aufs Klo gehen?

Ich hörte diese wahrlich unendliche Weisheit während der Pause meiner Sololesung von einem jungen Mann, der wenn nicht intelligent, so doch pfiffig wirkte und diesem Eindruck mit seinen Worten spottete… er war Mitte Dreißig, also deutlich zu jung für die neumodische Altmänner – Not? – Ignoranz.

Ich antwortete gar nicht, dachte eher an den zweiten Teil meiner Lesung, wollte niemanden vertreiben, meine Texte sind Zuhörer wert.

Was lag/liegt mir aber zu seinen Worten auf der Zunge?

„Diese Fridays for Future-Kinder haben Smartphones und beim Googlen verbrauchen die ooch Strom und das wissen die gar nicht!“

Ja, nein, ja und nein:

„die haben Smarphones“ – ja

„die googlen“ – nein, Google ist nicht die einzige Suchmaschine

„die verbrauchen Strom“ – ja

„und wissen das gar nicht“ – nein, die wissen das ganz sicher!

Die

wissen

genau,

was du auch weißt, aber sie haben noch den Mut und die Not hinzusehen! Die sind 40 Jahre jünger als ich und 15 Jahre jünger als du. Mit ihren Smartphones telefonieren sie mit Freunden und Familie, mit einer Suchmaschine finden sie Studien zum Klima, zur Wirtschaft, zu Gier, zu verbundsteingemusteter Ver-wahrlosung und Versagen, und Gegenstudien. Sie begreifen, was sie finden.

Ich

könnte es womöglich schaffen, vor den Kämpfen um lebenstaugliche Orte zu sterben, du nicht, und sie ganz sicher nicht.

Erstmal kämpfen Arme gegen den unteren Rand der Mittelschicht, gegen gebuchte Sicherheitsdienste. Wie es ausgeht, sieht man heute bereits an der Südgrenze Europas.

Dann wird es verwirrend, bspw. wenn Sicherheitsdienste begreifen, daß sie a) die nächsten sind, b) sie selber doch einige Fähigkeiten, also Möglichkeiten haben. Was aber damit anfangen?

Wie rasch nähert sich die Zukunft?

Tag für Tag…

Unsere Kinder sollen es einmal besser haben, hieß es früher. Heute eher:

Kinder sollen so borniert und selbstverliebt verschwenden wie wir.

Vielleicht geht es gut? Kann ich hellsehen?

Nein.

In europäischen Flüssen gibt es wieder Fische, in der Sahelzone werden Millionen Bäume gepflanzt…

aber 600 oder 6000 Wissenschaftler beschreiben und belegen Kippunkte.

Zwei bestreiten sie. Gut, halte ich mich an die beiden. Ihre Nachricht ist weniger bedrohlich. Mach ich es, wie die Bewohner im Ahrtal: Die bauen ihre neuen Häuser auf den Platz der weggespülten. Es war schließlich eine Jahr-hundertflut, also sind 98 Jahre Zeit bis zur nächsten… „Außerdem haben wir ein Recht auf Heimat, ein Recht auf freie Wohnortwahl!“

Wie jene, die Mitte der 90er zwischen Dresden und Riesa ihre Einfamilien-häuser ins Flußbett der Elbe bauten, mit Zaun, Garage und schöner Tapete. Und bald kam die Elbe höchstselbst, sich diese Pracht anzusehen, relativierte Zaun und Türschloß, ging bedächtig staunend, Hande auf dem Rücken, durch die Räume, machte anerkennend „Hmm.“, sagte: „Sehr schön das alles, wer wählte denn diese graublaue Sitzgarnitur mit den diagonalen lila Streifen und der Presspappe darunter aus?“ – „Meine Frau.“ – „Wirklich sehr schön“, zur Frau. Zum Mann: „Und nun der Keller?“ – „Gerne.“ Im Keller: „Was sind diese drei Schränke?“ – „Das sind Kühltruhen. Falls die Koofhalle mal zu hat.“ – „Hat die manchmal zu?“ – „Jeden Sonntag.“ – „Und der Schrank hier?“ – „Unsere Ölheizung.“ – „Okay, die nehm ich mit… ah, noch etwas: Haben Sie Kinder?“ – „Sohn 22, Tochter 18 Jahre!“

„Fein. Besitzen die auch Smartphones?“ – „Sicher.“

„Und wissen die beiden auch, daß Smartphones Strom verbrauchen?“

„Wieso? Die hamm Akku!“