die
wildgewordenen Tropfen schlagen
überall hin
Tropfen mögen Blech Federkleid und Ziegel sie
treffen selbst die Deckel der Kompottgläser
im Keller
die
wildgewordenen Tropfen schlagen
überall hin
Tropfen mögen Blech Federkleid und Ziegel sie
treffen selbst die Deckel der Kompottgläser
im Keller
stehen dann schlaflos
im quietschendem morast gelehnt
an ein rostiges rohr die augen schmerzen
jemand mit versinkendem blick will mit
dir anstoßen du würdest jemandem dermaßen
ähneln du hast für eine woche lang dein
kind verlassen nun das schlechte gewissen
die gewißheit falsch zu handeln immer
wieder fortgezogen werden sich fortziehen
zu lassen flucht zu kindes nachteil
nachts draussen in der welt die von
nichts weiß auch mal fragt… nachts
nicht durchs dürre dreieck vom flurlicht
gehen nicht nach ihm sehen die
beiseite gestrampelte decke
nicht erneut überstreifen
nun eine woche lang ebenso wichtige
dinge tun glaubst du selber nicht
Sommer ohne Verschwörung ohne Ablästern ohne Bankenskandal
ohne Ablösesumme
Sommer der Gelassenheit des Zuhörens des Aufblühens der
Hitze wir sehen wieder Münder
Sommer der Langsamkeit in der dennoch alles geschafft wird ein
Schwein grillen draussen sitzen
Rückkehr zum Wohlstand zur Bequemlichkeit sechshundert
Meter mit dem Auto zum Friedhof
Am Grab reine Trauer ohne Maske Spechtklopfen Blaumeisen im Gebüsch
Wind jeden Tag schützender Nebel
selten
Verweichlichte Jugend harte Jungs
Weicher Lockdown harter
Reiche Eltern soziales Netz
Weichkäse Hartkäse Schimmel
Ehrliches Schweigen falscher Rat
Leiser Zuschauer robustes Mandat
Blauer Pullover stinkendes Ornat
Verbieten verhandeln verlieren
Weiche Wasser splitterndes Eis
Wortspiel schlimmer Scheiß
Sanfter Boomer harter Greis
Ich ahne was ich weiß
Einst wußte
Weiches Wollen hartes Muss
Bunter Apfel taube Nuß
N‘Tritt vom Leben vom Tod nen Kuß
Raus aus dem Regen drinnen Kaffee
Mit Schuß – anstatt Hegel: Segel
erster der vier dunklen Brüder
du November senkst das Augenlid
erst der Februar wird es wieder
heben
ihr vier dunklen füllt die Zisternen
legt Flüsse an aller Bäume Wurzeln
du schiebst bereits am Nachmittag
die Lore in den Schacht dann heulen
in morschen Balken alte Sagen
die langen Abende helfen all meinen
Besitz zu zählen anzusehen wieder zu
finden zu fühlen wie verdientes Glück
wie eine Decke am Flußufer wie
lauer nachlassender Wind
bleiben Schilfgras und Sperberflug
ich schließe am Abend Neun Uhr alle Türen stelle die Schuhe
in den Flur es beginnt erst mit leichtem Niesel bald aber
schwere Tropfen die windlos lotrecht hinab zur Erde
fallen auf Gebüschdornen landen sich zerteilen auf
Grashalmen oder traurigen Rasenstücken zerplatzen
auf Laubblättern Kiefernnadeln geschlossenen Blüten
am Abend Zehn Uhr regnet es noch immer schon Elf Uhr
sind die Wurzeln von Rasen und Gras bereit Wasser abzugeben
weiterzureichen also rinnen erste Ströme eilig Maulwurfs- und
Mäusegänge hinab
es regnet Mitternacht und auch noch Ein Uhr im Erdreich sind
nun die oberen Regionen der Baumwurzeln feucht umhüllt
dicht an der Wurzelhaut auch in Regenwurmgängen tropft es
Regen nachts Drei Uhr nachts um Vier Uhr Rascheln im
angekippten Fenster Tropfenfallen Rauschen klimperndes
Regenblech nun hebt das Grundwasser hunderte Handmulden
empor sieht dem Auffüllen zu kippt die Mulden aus dreht sie
zurück füllt sie erneut kippt sie aus dreht sie zurück
füllt neu träumt von früherer Durchfeuchtung und endlich
wirft sich der gesamte Himmel auf die Erde jeden Durst
zu beenden starr Hoffende zu belohnen aufzuweichen
Unkraut sprießt am Gassenrand es regnet bis Sechs Uhr
bis Sieben nun hebt Morgenlicht den Himmel an…
(Regen setzt am Abend erneut ein wieder um Neun)
ein Virus gab ihnen Platz die
Erde für drei Monate zurück
Wildgänse landen auf Feldern
welch Vertrauen
Adler saß dennoch auf einem
überfahrenen Fuchs
nun rollen die SUVs wieder
transportieren je einen Mann der
zwischen 60 und 100 Kilo wiegt
und zwei Hefter mit Kopien
sich einschränken um zu gewinnen
zu kompliziert
wind zerteilt die zerfransten reste abgeregneter wolken
nun hebt erhellt sich der himmel
bis in den weltraum
erwachsensein bedeutet kompromisse machen vor allem
gemacht zu haben
sich selbst verzeihen wird notwendig kompromisse
machen die einen müde andere legen sie beiseite
wie abgewaschenes besteck in die schublade falls
wir‘s erneut brauchen, wird es da sein falls nicht
quält es unsere augen kaum
sie fühlen die schmerzen der müden nicht die müden
jedoch müssen festklebende spinnweben von den augen
streifen stille
plötzliche nachmittage der himmel so hoch
freigewaschen sich dehnt wir sehen
die ISS mit bloßem auge
das Frühaufstehen, das mit schlechter Laune jeden Tag
Frühaufstehen, das mehrfache Sich-in-den-Ampelstau
stellen fluchend, bis zum Frühstück müde, reichlich
Arbeit bis mittags, Essenpause im Transporter, Bock-
wurstplaste und Bäckereitüte ab in den Straßengraben
-Für Greta!- frei, aufmüpfig, lässig fliegt die
Feierabendbierbüchse in den Wald
Lange Fahrt nach Hause -Können uns nicht aussuchen,
wo die Aufträge sind- rote Sonne sinkt in ausgetrocknete
Gräben, wir lieben es, sind stolz auf unsere Zuverlässigkeit,
Pünktlichkeit, niemand sonst kann das, ich wüßte nicht wer
Erste Gebrechen mit Mitte Vierzig, drei Wochen krank,
früher unvorstellbar, weitere drei Woche Reha, Samstag-
abend nach zwei Bier betrunken, unvorstellbar, Kinder
werden frech, die Frage an den Großen: „Denkst du etwa,
mir macht das Spaß!“ ist nie eine Frage, ist am Himmel
ein Fünfzigmeterbanner Stolz
Ja, alle haben mehr Geld als wir, aber wir sind die
tüchtigsten, wir sind wer, weil wir es lieben, wir sind
die, die immer zahlen, Dauerauftrag Lastschrift, die,
denen der Rest der Welt frech in die Fresse lacht…nein,
komme mir nicht mit Veränderungen, wir lieben es
Wir schauten uns 1990 den Westen an:
Stadtzentren zugebaut, Waldwege asphaltiert,
überall Verbundstein; aseptische Fugen.
Wollten wir das auch?
Auf dem Sofa sitzend, rein alles in Geld
umrechnen von 18 bis 22 Uhr Preise vergleichen,
„Angebote“ prüfen, nach Rabatten forschen?
Kostbare Lebenszeit…
Und alle Lebensmittel enthalten Zucker oder
Koffein damit es unter der Hirnschale ständig
klappert, der Blick nie ruht.
Alle vier Jahre eine neue Küche. Wollen wir das?
Ja, Männerbünde kannten wir schon,
Verwaltungstricks kannten wir schon,
Abwasserverband noch nicht…
Gleiche Lebensverhältnisse? Industrie im Westen,
Käufer im Osten, Sprit in Polen, Bier von den
Tschechen, in Werbepausen pullern gehen…
Gleiche Lebensverhältnisse? 300 000 Festgeld
auf dem Konto, wollen wir das?
Um Gotteswillen: Ja.