Im ersten Lebensjahr ist die Erde vollkommen eben, flach, und ungefähr zwanzig Zentimeter hoch mit dreckigem, kalten Wasser bedeckt. Kinder liegen also im kalten Wasser und die Halsmuskulatur erlaubt es ihnen noch nicht den Kopf anzuheben. So ist Atmen noch nicht möglich. Blicken sie jedoch durch das Wasser nach oben ahnen sie, daß es darüber Licht gibt. Die schwarzen Schlieren bieten Lücken an und so reflektieren Fischschuppen, von kleinen Fischen, die doppelt so groß wie die Kinderhände sind, fleckige Abordnungen vom Sonnenlicht.
Erwachsene laufen währenddessen barfuß umher und bespritzen sich mit dem kalten Dreckswasser. Manchmal bleiben sie stehen, fassen sich ans Kinn und sagen wichtige Dinge.
Zwischendrin beugt sich einer zu den Kindern, zu einem Kind, sagt „Na du!“, fährt mit einer Hand unter dessen Kopf und hebt es aus dem Wasser. Nun ist Zeit Vorräte an Luft zu holen, und die Sonne zu sehen. Auch versucht das Kind sich das Gesicht des Erwachsenen einzuprägen. Es weiß nicht ob und schon gar nicht wann er wiederkommt. Weiß also nicht, wie lange die abgestandene Luft in der Lunge ausreichen muß.
Diszipliniert unternimmt das Kind Übungen für die Nackenmuskulatur. Nach genau einem Jahr vermag es aus eigener Kraft seinen Kopf aus dem Wasser zu heben. Nun gibt es jeden Tag frische Luft und Sonne. Bald sitzt das Kind, bald steht es auf, rennt, kann mit einem strammen Schlag des Fußspannes auf die Wasseroberfläche andere bespritzen und dabei lachen.
Ist kein Erwachsener in der Nähe sprechen die Einjährigen miteinander. Manche sagen, daß sie schwarze Wasser nur als Spielgerät kennen, daß sie von Geburt an getragen wurden, jeden Tag atmeten, die Sonne sahen, gar von Tüchern umwickelt waren. Das Kind aus dem Schwarzwasser gibt nun mit seinen Nackenmuskeln an, aber das getragene Kind sagt: Habe ich auch, auf jeden Fall, fühl mal, aber wasche dir erst die Pfoten. Es stimmt. Wenn sich das Schwarzwasserkind allein fühlt, blickt es zu den anderen nach unten, flüstert: Habt Geduld.